22.11.2022
Die fünf zentralen Abwege zum Scheitern
Serie Unternehmensnachfolge, Teil 1 – Eine Initiative des Landesgremiums Tirol
Illustration: Anna Schoiswohl
Die Unternehmensnachfolge ist ein Prozess, der auf vielen Ebenen betrachtet, geplant und umgesetzt werden muss. Das Finden geeigneter Nachfolger, die rechtzeitige Beschäftigung mit dem Thema, die Auswahl eines zur eigenen Situation passenden Modells, der Fahrplan zur Umsetzung und vieles mehr gilt es zu bedenken. Aufgrund der bestehenden Altersstruktur in unserer Branche ist die Nachfolge ein herausforderndes Thema. Man übergibt oder verkauft ja nicht täglich sein Unternehmen, sein Lebenswerk! Aus diesem Grund hat sich die Fachgruppe entschlossen, in den nächsten Wochen interessante Artikel rund um dieses Thema anzubieten. Den Start machen wir mit fünf Kernproblemen, die eine erfolgreiche Übergabe zum Scheitern bringen können.
Kernproblem 1 – Verdrängung
- Nicht loslassen können. „Mein Nachfolger macht die Dinge nicht so, wie sie gemacht werden sollten, wie ich sie mache.“ Aussagen wie diese werden von 38 % der Unternehmer als große Herausforderung bezeichnet.
- Angst vor dem Alter. „Ich habe Angst, dass ich nachher nicht mehr gebraucht werden, dass ich in die Bedeutungslosigkeit stürze.“ Für 34 % der Unternehmer ist das ein Problem
- Mangel an Hobbys. „Ich weiß nicht, wie ich mich nach meiner beruflichen Karriere betätigen soll.“ Dier Mangel an Beschäftigungsideen ist für immerhin 20 % relevant.
Kernproblem 2 – Zeit
In vielen Fällen wird dem Übergabeprozess nicht der entsprechende zeitliche Rahmen eingeräumt. Der dadurch entstehende Mangel an konkreter Planung gefährdet die erfolgreiche Übergabe. Gemäß Umfrage wünschen sich potenzielle Nachfolger zu mehr als 50 % einen Zeitraum von 5 bis 10 Jahren für diesen Prozess, 33 % sehen 2 bis 5 Jahre ausreichend, 12 % reicht ein Zeitraum von bis zu 2 Jahren.
Kernproblem 3 – Innovationsmangel
Wichtige Investitionen werden vor geplanten Übergaben gerne abgesagt. „Warum soll ich jetzt noch großartig investieren? Ist ja noch alles intakt.“ Die Gründe für dieses Denken sind vielfältig. Oft hat der scheidende Inhaber keinen Ansporn mehr, Energie und Geld in weiteres Wachstum zu investieren. Als Gefahr lauert eine Überalterung von Inventar und Kundenstock, wenn die Basis zwar gut, aber nicht mehr neu ist.
Kernproblem 4 – Kommunikation
Das eigene Team nimmt bei Übergaben einen zentralen Wert ein. Fehlende Information führt deshalb zu Irritationen und Verunsicherung. Dabei müssen nicht immer Details an die große Glocke gehängt werden. Das richtige Maß an Kommunikation ist deshalb entscheidend, um Zukunftsängste und mögliche „Hahnenkämpfe“ rechtzeitig zu entschärfen. Das gilt auch für Übergaben innerhalb der Familie. Gerade diese werden tendenziell viel zu lange hinausgeschoben.
Kernproblem 5 – Wissensmangel
Wissen ist ein zentrales Gut. Nicht nur, aber ganz speziell bei strategischen Großprojekten wie Unternehmensübergaben. Externe Experten können dabei das nötige Know-how beisteuern. Kosten sollten dabei keine gescheut werden, schließlich übergibt man sein Lebenswerk ja nicht täglich. Zentrale Fragen dabei:
- Kaufpreis und Wertigkeit des Unternehmens auch aus der Sicht des Nachfolgers betrachten
- Finanzierbarkeit des Kaufpreises bedenken
- steuerliche Optimierungen für Übergeber und Nachfolger eruieren
>> Hier weiterlesen im Teil 2 der Serie Unternehmensnachfolge